Dem inneren Kritiker ein liebevolle Begleiter zu sein ist sinnvoll, um das eigene Selbstvertrauen und Selbstwertgefühl zu stärken.
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Warum Du dem inneren Kritiker als liebevoller Begleiter zuhören solltest

Wir alle kennen ihn, doch wenige schätzen seinen Rat.

Der innere Kritiker ist für viele Menschen ein unliebsamer Gast geworden, dem man nur zu gerne die Tür vor der Nase zuschlagen oder Hausverbot erteilen möchte. Doch solltest du nach meiner Erfahrung heraus wissen, dass wenn du den inneren Kritiker auslädst, du dir damit keinerlei Gefallen tust.

Denn der innere Kritiker bist natürlich du selbst, wer sonst hätte ihn erschaffen sollen? Das kannst du daran erkennen, dass er sich nur dir selbst zu zeigen wagt, einem anderen könntest du ihn nicht vorstellen. Er lebt in deinem Geist, dort ist sein Zuhause.

Im Grunde ist der innere Kritiker nur eine weitere Geschichte, eine Abfolge von Gedanken, die nicht wahr sind. Wenn du meinen Blog schon kennst, dann weißt du, dass meiner Meinung nach das Leiden im Kopf immer dann anfängt, wenn ich eine Geschichte aus der Vergangenheit glaube und diese in die Zukunft projiziere. Der innere Kritiker ist genau das, ein Echo aus einer Vergangenheit, die du (noch) glaubst.

Wie alles mit dem inneren Kritiker begann…

Oftmals hat der innere Kritiker seine ersten Dienste in Kindertagen aufgenommen. ,,Jetzt schau dir das an, Mami hat dich nicht mehr lieb, du hast dich nicht genug angestrengt” oder ,,Du machst einfach zu viele Fehler in der Schule – du bist nicht gut genug.”…

Diese subtilen Glaubenssätze übernehmen wir oftmals bis in das hohe Erwachsenenalter. Nur sind unsere “Eltern” heute dann unsere Partner, Freunde, der Chef und die “Schule” eben zum Beispiel der Job usw…

Höre als Beobachter, was der innere Kritiker Dir zu sagen hat. Es geht darum, Selbstliebe zu lernen.
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Warum hat der innere Kritiker damals überhaupt seinen Dienst aufgenommen?

Nun – der innere Kritiker entspringt dem Glauben, Ansprüchen anderer gerecht werden zu müssen. Mit nur einem Ziel: Liebe, Wertschätzung oder/und Anerkennung zu erhaschen. Die Persönlichkeit liebt das und hasst Kritik. Doch Kritik ist nach meiner Erfahrung nichts anderes als Liebe auf Umwegen. Was soll das bedeuten? Im Grunde ist in unserem Geist alles verdreht – es ist alles genau anders herum, als es zu sein scheint. Wenn du deinen Blickwinkel um 180 Grad änderst, siehst du wieder klarer.

Unser Verstand ist, etwas salopp formuliert, einfach nur die Summe unserer Überzeugungen und Erfahrungen, die wir in unserem bisherigen Leben gemacht haben. Du bist, was du zu denken glaubst. Solltest du nun also von jemandem Kritik ernten, dann tut es nach meiner Erfahrung erst dann weh, wenn du diese Kritik mit dem Verlust von Liebe, Wertschätzung und Anerkennung verbindest.

Ich mache mal ein kurzes Beispiel:

Nehmen wir mal an, im Büro macht mich der Chef so richtig zur Schnecke, weil ich einen Fehler gemacht habe. Alle Kollegen im Raum starren mich mit weit aufgerissenen Augen an, vielleicht schüttelt der ein oder andere auch noch abfällig mit dem Kopf. Vielleicht dächte ich so etwas wie: ,,Ich hab es vermasselt”, ,,Bei den Kollegen bin ich unten durch” usw…

Diese Kritik von meinem Chef und den Kollegen würde mir dann also richtig weh tun und unangenehm sein.

Doch Moment mal – alles zurück auf Anfang.

Stimmt das? Die Kritik von meinem Chef und den Kollegen hat zu diesem unguten Gefühl in mir geführt? Welche Stimme hat mir denn die Gedanken zugeflüstert, ich hätte alles vermasselt? – Das war nicht mein Chef oder die Kollegen, sondern mein innerer Kritiker, also ich selbst. Doch bevor wir jetzt unserem inneren Kritiker wieder die Tür vor der Nase schließen, schlage ich vor, dass wir ihn einfach mal zum Kaffee einladen.

3 Gründe, warum du deinen inneren Kritiker zum Kaffee einladen solltest.

1. Verstehe wer er ist.

Kannst du deinen Geist dafür öffnen, dass dein innerer Kritiker grundsätzlich ein Freund für dich mit guten Absichten ist? Bleiben wir mal beim oben genannten Beispiel. Wenn mir mein innerer Kritiker nun in der fraglichen Situation zuflüstern würde: ,,Ich habe es vermasselt, das hätte nicht passieren dürfen” und das ist mir unangenehm und lässt mich leiden, dann ist das eine gute Absicht von ihm – warum?

Nun, er macht mich in genau diesem Moment darauf aufmerksam, dass ein Fehler in meinem Denken stattgefunden haben muss. Denn der innere Kritiker ist nichts anderes als ein stressiger Gedanke, den du offenbar gerade bereit bist zu glauben.

Daraus ergibt sich für dich eine wunderbare Möglichkeit einmal zu hinterfragen, warum du bereit bist, das zu glauben? Warum wird dein innerer Kritiker überhaupt aktiv in dieser Situation? Du hättest ja auch in der besagten Situation relaxt denken können: ,,Mein Chef beruhigt sich schon wieder und meine Kollegen machen auch mal Fehler. Ach – und ich bemerke gerade mir geht es heute richtig gut.”…

2. Höre ihm zu

Der innere Kritiker hat dir viel zu erzählen. Er zeigt dir Wege zu Glaubenssätzen, die sich seit frühester Kindheit in deinem Unterbewusstsein festgesetzt haben. Diese offenbart er dir in dem Moment, wenn er zu dir spricht. Wenn ich bei unserem Beispiel bleibe und denke: ,,Ich hab es vermasselt…” ,dann kann ich mich fragen: ,,Wann habe ich das erste mal in meinem Leben das Gefühl gehabt, ich hätte etwas vermasselt und bin nicht gut genug gewesen?”

Du wirst vermutlich mit Leichtigkeit Situationen aus deiner Kindheit finden, wo genau dieses der Fall gewesen ist. Hier liegen meiner Meinung nach oftmals die Ursprünge für stressige und sabotierende Glaubensmuster, weil wir es als Kind damals einfach nicht besser gewusst haben. Wie ich es schon am Anfang erwähnte, projiziert der Geist eine Geschichte aus der Vergangenheit in die Zukunft.

Heute bist du nicht mehr Kind sondern kannst selbstbestimmt entscheiden, was du noch von den alten Glaubensmustern mit dir herumschleppen möchtest.

3. Lass ihn da sein und begegne ihm mit Verständnis.

Im Grunde gibt es nicht nur den inneren Kritiker in uns. Wir haben viele Anteile, wie zum Beispiel den inneren Zweifler, den innereren Antreiber oder den hauseigenen Terroristen. Hinter all diesen Bezeichnungen stehen letztendlich nur wieder stressige Gedanken und Glaubensmuster. Mehr ist es nicht. Mit dem Wissen, dass alle Anteile zu mir gehören, sie grundsätzlich in friedlicher Absicht kommen und ich deren Schöpfer bin, fällt es mir immer leichter sie anzunehmen.

Auch heute noch kommt mein innerer Kritiker immer mal wieder durch. Gerade in Phasen, wo es mir mal nicht so gut geht. Ich habe gelernt, dieser Stimme dann Raum zu geben. Sie darf da sein.

Nun, da wir das jetzt ja alles geklärt haben…..gibt es eigentlich auch Kuchen….?

Alles Liebe,

Dein Jörg